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Anja Thiele – Antisemitismus „von links“? Antisemitismus in der DDR und seine Folgen

02.02.21 / 19 Uhr

Ob die DDR ein „antisemitischer Staat“ gewesen sei, ist bis heute Gegenstand kontroverser und emotional geführter Diskussionen. Sowohl pauschale Verurteilungen als auch pauschale Entlastungen sind jedoch oft geschichtspolitisch motiviert und zielen am Kern der Sache – einer analytisch begründeten Kritik des Antisemitismus in der DDR – vorbei. Vor dem Hintergrund anhaltender antisemitischer Ressentiments in Teilen des linken Spektrums ist eine differenzierte, kritische Aufarbeitung der „linken“ Geschichte und ihrer Ideologeme wichtiger denn je.Im Vortrag soll gezeigt werden, dass sich antisemitische Ressentiments in der DDR aus zweierleiideologischen Quellen speisten: Zum einen war in der staatstragenden Ideologie des Marxismus-Leninismus und dem damit einhergehenden Antiimperialismus eine Nähe zu antisemitischen Denkmustern angelegt. Zum anderen verbanden sich diese strukturell antisemitischen Denkfiguren mit nicht aufgearbeiteten, verdrängten und daher fortwirkenden antisemitischen Ressentiments der nachnationalsozialistischen (ost-)deutschen Gesellschaft. Vor dem Hintergrund dieses „doppelten“ Einfallstor für Judenhass fragt der Vortrag auch nach den Nachwirkungen dieser Denkmuster im heutigen Ostdeutschland.

Dr. Anja Thiele ist Literaturwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena. Sie promovierte in Jena über die Shoah in der Literatur der DDR und forscht schwerpunktmäßig zu den Themen Antisemitismus und Erinnerungskultur.

Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe “Feindaufklärung. Moderne Formen des Antisemitismus”, die von den Falken Jena und dem Jungen Forum DIG Jena organisiert wird. Den Zugang zur Veranstaltung teilen wir am Nachmittag davor in der Facebook Veranstaltung.

Bilke Schnibbe – Männlichkeit und sexuelle Gewalt

17.11.20 / 18 Uhr

“Toxische Männlichkeit? – Wie Männlichkeit und sexualisierte Gewalt zusammenhängen. In einem Werbespot der Marke Gilette werden Männer aufgefordert, die beste Version ihrer selbst zu sein und alle rasten aus. Nicht erst seit diesem Video wird heiß darüber diskutiert, was genau das eigentlich ist, Männlichkeit, und welche negativen Konsequenzen es hat, wenn Männer immer männlich sein müssen.

Bilke Schnibbe thematisiert in ihrem Vortrage neben diesen beiden Fragen den problematischen Zusammenhang von sexualisierter Gewalt und Männlichkeit. Dabei stellt sie sich folgende Fragen: Warum wird sexualisierte Gewalt fast ausschließlich von Männern begangen? Warum ist sexualisierte Gewalt so weit verbreitet und warum gibt es gleichzeitig so wenige Verurteilungen? Und nicht zuletzt, wie kann uns eine radikale kritische Perspektive auf Männlichkeit helfen, diese Probleme anzugehen?

Die Veranstaltung wird Aufgrund der Pandemie-Entwicklung digital durchgeführt. Bitte meldet euch verbindlich unter info@falken-jena.de an, dann bekommt ihr am Nachmittag vor der Veranstaltung die Zugangsdaten zu gesendet.

Um die Veranstaltung gemeinsam starten zu können, werdet ihr manuell von uns freigeschalten – das kann ein kleines bisschen dauern. Deshalb bitten wir euch vorab um Geduld. Bitte seid rechtzeitig um 18 Uhr online, damit wir sicherstellen können, dass bei allen die Technik funktioniert und ggf. Probleme gelöst werden können.

Während der Veranstaltung bitten wir euch, euer Mikrofon auszustellen, damit es keine Rückkopplungen gibt. Was bei Rückfragen zu tun ist, erklären wir dann zu Beginn.

Die Veranstaltung wird vom Gleichstellungsreferat des StuRa der FSU Jena zusammen mit dem Arbeitskreis “Prävention und Intervention Sexueller Gewalt” der Falken Jena und einigen Genossen aus der sich gerade gegründeten antipatriarchalen Männergruppe Jena organisiert. Sie bildet den Abschluss einer kleineren Veranstaltungsreihe zum Thema “Sexuelle Gewalt und Männlichkeit”:

Kim Posster – “Kritische Männergruppen”:
https://fb.me/e/b4mC0I26G
http://falken-jena.de/…/kim-posster-kritische…/

Jeja Klein – Zum Fortleben sexueller Gewalt in aufgeklärten und linken Kreisen:
https://fb.me/e/2SwAdJsZm
http://falken-jena.de/…/jeja-klein-zum-fortleben…/

Offenes Plenum

Wir laden euch recht herzlich ein zu unserem Offenen Plenum am Montag den 09.11. zu kommen.

Wir Falken sind ein linker Kinder- und Jugendverband. Wir sind parteiunabhängig, aber parteiisch gegen Herrschaft und Ausbeutung und für eine andere, bessere Welt. Zusammen versuchen wir die Gesellschaft zu verstehen und zu verändern. Weil sowohl das Verstehen als auch das Ändern allein nicht gut funktionieren können, denken wir, dass es notwendig ist sich zusammen zu tun. Gemeinsames Denken und Handeln ist notwendig, um Veränderung zu bewirken. Dafür wollen wir zusammen und voneinander lernen, zusammen kämpfen und unsere wenige Freizeit gemeinsam gestalten und genießen. Wir wollen einen Gegenpol zur alltäglichen Zumutung durch Schule, Uni oder Arbeit schaffen. Wir haben keine Lust darauf, uns einzufügen und uns krumm zu machen, um ein Leben voller Langeweile und Entbehrung zu führen. Dies sind nicht unvermeidbare Nebenwirkungen einer unveränderbaren Welt, sondern die konkreten Folgen dieser Gesellschaft – einer Gesellschaft, gegen die uns tausend gute Gründe einfallen und tausend Dinge, die wir gegen sie tun können.

Neben einem genaueren Vorstellen was wir Falken in Jena bisher so gemacht haben und wie wir uns derzeit organisieren, werden wir uns auch einen netten digitalen Modus überlegen um uns näher kennen zu lernen.

Meldet euch bitte unter info@falken-jena.de an, wenn ihr vorbeischauen wollt. Den Zugang für BigBlueButton oder Zoom schicken wir euch dann zu.

Ingo Elbe – Postmoderner Antirassismus als Weltanschauung

Antirassistische Theoriebildung sollte den Anspruch haben, ein ebenso verbreitetes wie vielgestaltiges Herrschaftsphänomen zu analysieren und Möglichkeiten seiner Abschaffung aufzuzeigen. Es stellt sich – und zwar bei führenden Vertretern des Antirassismus weltweit, der inzwischen weitgehend poststrukturalistisch fundiert ist – allerdings heraus, dass Antirassismus zur Weltanschauung mutiert ist, die partiell gültige Aussagen unzulässig verallgemeinert, empirische Analysen durch starre Theorieschablonen ersetzt, inkonsistente, machtreduktionistische und kulturrelativistische Erkenntnistheorien zugrunde legt und über weite Strecken von volkspädagogischen Absichten und politischen Ressentiments geleitet wird. So gehören vor allem die Dethematisierung des politischen Islams und die antizionistische Agitation gegen Israel inzwischen zum guten Ton vieler antirassistischer Theoretikerinnen und Theoretiker sowie Aktivistinnen und Aktivisten.
Der Vortrag gibt einen Überblick über Faktoren, die das wichtige Anliegen einer Analyse rassistischer Herrschaftsmechanismen in eine starre Weltanschauung verwandelt haben.

Dr. Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent an der Carl von Ossietzky- Universität Oldenburg. Letzte Publikationen: Gestalten der Gegenaufklärung. Untersuchungen zu Konservatismus, politischem Existentialismus und Postmoderne. Würzburg 2020; “… it’s not systemic”. Antisemitismus im akademischen Antirassismus. In: T. Amelung (Hg.): Irrwege. Analysen aktueller queerer Politik, Berlin 2020. The Anguish of Freedom. Is Sartre’s existentialism an appropriate foundation for a theory of antisemitism? In: Antisemitism Studies/April 2020. Online-Texte unter: www.rote-ruhr-uni.com

Die Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe: Materialistische Rassismuskritik und ist eine Kooperation mit dem StuRa der FSU Jena.

Die Veranstaltung findet über Zoom statt und ist aus technischen Gründen leider auf 100 Teilnehmer*innen begrenzt. Da es  ein sehr großes Interesse an der Veranstaltung gibt, bitten wir euch  eine verbindliche Anmeldung an info@falken-jena.de zu schicken. Ihr bekommt den Zoombeitrittslink dann per Mail zugesandt.

Peter Schulz: Hakennase, Ungeziefer, Weltverschwörung – Das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus

Ist der Antisemitismus eine Form des Rassismus, eine Sonderform oder etwas ganz Anderes? Wie sich Antisemitismus und Rassismus zueinander verhalten, thematisiert dieser Einführungsvortrag in drei Schritten:
Zunächst wird in den Blick genommen, wie einerseits rassistische Stereotype den Antisemitismus im 20. Jahrhundert prägen und andererseits welche Funktion der Antisemitismus für den deutschen Nationalismus und Rassismus übernimmt. Danach wird am modernen Antisemitismus herausgearbeitet, inwiefern er nicht nur als Rassismus begriffen werden kann und was die Unterschiede zwischen Antisemitismus und Rassismen sind. Schließlich soll das Zusammenspiel von Rassismus und Antisemitismus heute anhand von zeitgenössischen rechten Behauptungen über eine geplante ‚Umvolkung‘, mit der das ‚deutsche Volk‘ zerstört werden solle, betrachtet werden.

Dies ist eine Veranstaltung in Kooperation mit “Junges Forum” (JuFo) DIG Jena.

Die Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe: Materialistische Rassismuskritik und ist eine Kooperation mit dem StuRa der FSU Jena.

Über den Demokratischer Jugendring Jena e.V. wurde ein sicherer BigBlueButton-Server zur Verfügung gestellt. Über den Link: https://meetings.jugendring-jena.de/b/4kghbggxociyidf könnt ihr daran teilnehmen.

Veranstaltungsreihe Materialistische Rassismuskritik

Zurzeit scheint die Auffassung dominant, dass den Ursachen rassistischer Gewalt und Unterdrückung durch eine individuelle Auseinandersetzung mit den eigenen „Privilegien” beizukommen wäre. Rassismuskritik wird so auf eine pädagogische Läuterungsmethode weißer Linker reduziert, die zwar Einigen ein besseres Gefühl vermittelt, den Wenigsten aber praktisch hilft. Indem sich auf Awareness und Sprachsensibilität kapriziert wird, wird Rassismus als Bewusstseinskonstrukt missverstanden, das sich von akademischen Aktivst*innen aus der Welt trainieren ließe. Die Kritik an der Verschränkung kapitalistischer Vergesellschaftung und dem anhaltenden Rassismus, sowie die Forderung seiner Abschaffung wird dabei aufgegeben. Gerade weil Rassismus als soziales Verhältnis täglich Gewalterfahrungen produziert, muss sich gegen die Bagatellisierung des Rassismusbegriffs gewehrt werden. Um Rassismus entgegen treten zu können, braucht es eine materialistische Kritik, die den Zusammenhang von Kapitalismus, Staat und Rassismus in den Blick nimmt. Dazu gehört die Kategorie der Staatsbürger*in, die damit vorgenommene institutionelle Selektion in Inländer- und Ausländer*innen sowie die Kritik der globalen Arbeitsteilung.

Diese Veranstaltungsreihe hat das Ziel, den hegemonialen antirassistischen Konzepten eine materialistische Rassimuskritik gegenüberzustellen. Sie will eine Auseinandersetzung mit den Fallstricken aktueller antirassistischer Praxen ermöglichen und für eine universalistische Position streiten.

Auf Grund der derzeitigen Covid19-Entwicklung und der Überschreitung der 7-Tage-Inzidenz von 50 in Jena werden die meisten Veranstaltungen online durchgeführt oder verschoben. Nähere Informationen erhaltet ihr in Kürze Hier oder auf Facebook. Die Veranstaltungsreihe Materialistische Rassismuskritik ist eine Kooperation mit dem StuRa der FSU Jena.

28.10. 19 Uhr Peter Schulz: Hakennase, Ungeziefer, Weltverschwörung – Das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus (Kooperationsveranstaltung mit Junges Forum (JuFo) DIG Jena)
Zur Facebookveranstaltung

3.11. 20 Uhr Ingo Elbe – Postmoderner Antirassismus als Weltanschauung – eine Kritik
Zur Facebookveranstaltung

12.11. 20 Uhr Bafta Sarbo – Materialistische Rassismuskritik
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20.11.20 Uhr Fatma Kar – Diskriminierung statt Befreiuung für alle?
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24.11. 20 Uhr Voijin Saša Vukadinović, Janina Marte und Ali Tonguç Ertuğrul – Buchvorstellung “Freiheit ist keine Metapher”
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4.12. 20 Uhr Dennis Schnittler – Negrophobie. Grundsätzliches zum Rassismus gegen schwarze Menschen. Mit einem besonderen Augenmerk auf die aktuellen BLM-Proteste
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15.12. 20 Uhr Ronya Othmann – Kritik an Islamismus. Tödliche Ideologie
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ALOTA 2020

Am Montag beginnen die diesjährigen Alternative Orientierungstage Jena 2020. Wir sind wie auch in den vergangenen Jahren mit einigen Veranstaltungen vertreten. Da alle Veranstaltungen Pandemie-bedingt online durchgeführt werden und nicht über ein Booklet o.Ä. beworben werden können, wollen wir hier noch einmal explizit auf unsere Vorträge und Workshops eingehen.

27.10 16 Uhr – ALOTA 2020 Ganz normale Männer? Zum Zusammenhang von männlicher Sexualität und Misogynie innerhalb der INCEL-Community

28.10 13 Uhr – ALOTA 2020 Wider die Friedhofsruhe: Frauen* und Aggression

28.10 19 Uhr – Peter Schulz: Hakennase, Ungeziefer, Weltverschwörung – Das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus

31.10 10 Uhr – ALOTA 2020 Rundgang in der Gedenkstätte Buchenwald

03.11 20 Uhr – Ingo Elbe – Postmoderner Antirassismus als Weltanschauung – eine Kritik

06.11 16 Uhr – ALOTA 2020 Frauen* und Arbeit im Kapitalismus

Eine vollständige Programmübersicht, Updates zu eventuellen Änderungen sowie Informationen über die Veranstaltenden findet ihr unter http://alota-jena.org/

Jeja Klein – Zum Fortleben sexueller Gewalt in aufgeklärten und linken Kreisen

23.10.20 / 18-21 Uhr – Online

Aufgeklärte Kreise und linke Milieus gerieren sich gern als Gegenpol zu Phänomenen wie Rassismus, Sexismus, Homophobie oder Antisemitismus. Schilder in linken Läden lassen etwa verlauten, Sexismus werde hier schlicht nicht geduldet. Doch warum hält sich etwa sexuelle Gewalt so hartnäckig in diesen Kreisen? Davon zeugen nicht zuletzt die ständigen Auseinandersetzungen, die vor allem Frauen zum Beispiel mit ehemaligen Partnern führen müssen. Diese Konflikte bilden jedoch nur die Spitze des Eisbergs dessen, was in den Betten dieses „aufgeklärten Milieus“ vor sichgeht. So ist das Erleben von Mitgliedern linker Szenen stark geschlechtlich getrennt: während sich Männer frei heraus um wichtige politische Anliegen, Demos, Aktionen und Strategien kümmern können, befinden sich viele linke Frauen und Queers in einem ständigen Beziehungskampf um Anerkennung, begehbare Räumlichkeiten und um ein soziales Netzwerk, in dem sie sich einfach nur sicher aufhalten können. Diesen Kampf führen sie nicht selten sogar gegeneinander.

Der Widerspruch zwischen antisexistischem Selbstbild und sexistischer Lebenspraxis liegt auch an der massiven Unterschätzung der Tiefe, mit der sich sexistische Gesellschaftsstrukturen in Denken, Fühlen und Handeln von uns allen eingraben. Auch eine weitgehende Unaufgeklärtheit über psychologische Grundlagen stellt ein Hindernis dar, um von progressiver Selbstinszenierung zu einem Handeln fortzuschreiten, das sexistische Normalitäten wirklich transformieren kann. Diese Diagnose bezieht sich ausdrücklich auch auf den sich als feministisch wähnenden Teil der Szene: mit Konzepten wie einer „sexualisierten Gewalt“, in der man keinerlei Sexualität, jedoch ausschließlich männliches Machthandeln zu erkennen glaubt, werden realistische Gegenkonzepte verunmöglicht. Entweder, sexistisches Handeln gilt als dermaßen dämonisch, dass man seinen Freunden, Bekannten und sich selbst solche Vorwürfe nicht zumuten möchte – oder, grenzüberschreitende Personen werden als dermaßen dämonische Täter stigmatisiert, dass ihr angestrebter Ausschluss aus der Szene vorwiegend der Gesichtswahrung der „antisexistischen“ Kreise dient. So werden Betroffene faktisch allein gelassen und die Mitschuld der Szene an einem Sündenbock gesühnt, dem man sich mitsamt der eigenen Verantwortungpraktischerweise entledigen kann. Allein: in den meisten Fällen gelingt dieses Anliegen dann nicht ein mal, wodurch der Schaden für Betroffene umso größer wird und zu einem eklatanten Vertrauensverlust in soziale Beziehungen führt.

Im Vortrag sollen psychologische und soziologische Grundlagen hinter Phänomenen wie sexueller und sexualisierter Gewalt geschärft und die besondere Bedeutung von Männern herausgearbeitet werden. Es wird sich zeigen, dass die Widersprüche, die die DNA des Konzepts der Männlichkeitbilden, notwendig und immer wieder zu Angriffen auf Frauen, Trans, Schwule, Lesben, Nichtbinäre usw. führen müssen. Besonders perfide: derlei Angriffe werden oft nicht mal bewusst als solche geplant und durchgeführt, sondern ergeben sich unterhalb der Schwelle des Bewusstseins aus einer archaischen Normalität, der niemand von uns gänzlich zu entfliehen vermag. Im Vortrag wird darum für eine antisexistische Praxis plädiert, die Konsensualität füralle Lebensbereiche vorschreibt und gelingende Beziehungsarbeit und vorausschauende Verantwortung in Beziehungsnetzwerken gegenüber Awareness-und Unterstützer*innengruppen vorzieht. Das Bild des Täter-Dämons müsste dann ersetzt werden durch die Einsicht in die tiefe persönlicheVerstrickung, die wir alle mitbringen – als selber grenzüberschreitende Person einerseits und als sozialer Faktor andererseits, als der wir die Übernahme von Verantwortung hemmen und abwehren. Sei es, weil wir Täter schützen oder sei es, weil wir sie zur Hölle jagen wollen.

Auf Grund der derzeitigen Covid19-Entwicklung und der Überschreitung der 7-Tage-Inzidenz von 35 in Jena führen wir die Veranstaltung mit Jeja Klein digital durch.

Über den Demokratischer Jugendring Jena e.V. verfügen wir über einen eigenen sicheren BigBlueButton-Server, den wir dafür nutzen wollen. Über den Link https://meetings.jugendring-jena.de/b/4kghbggxociyidf könnt ihr daran teilnehmen. Das Passwort lautet: 795890

Um die Veranstaltung gemeinsam starten zu können, werdet ihr manuell von uns freigeschalten – das kann ein kleines bisschen dauern. Deshalb bitten wir euch vorab um Geduld. Bitte seid rechtzeitig um 18 Uhr online, damit wir sicherstellen können, dass bei allen die Technik funktioniert und ggf. Probleme gelöst werden können

Während der Veranstaltung bitten wir euch, euer Mikrofon auszustellen, damit es keine Rückkopplungen gibt. Was bei Rückfragen zu tun ist, erklären wir dann zu Beginn.

Die Veranstaltung wird vom Referat gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit des StuRa der FSU Jena zusammen mit dem Arbeitskreis “Prävention und Intervention Sexueller Gewalt” der Falken Jena und einigen Genossen aus der sich gerade gegründeten antipatriarchalen Männergruppe Jena organisiert. Sie bildet den Auftakt einer kleineren Veranstaltungsreihe zum Thema “Sexuelle Gewalt und Männlichkeit” zur der in Kürze weitere Informationen folgen.

Kim Posster – “Kritische Männergruppen”

16.10.20 / 18-21 Uhr – Carl-Zeiss-Straße 3, Hörsaal 2

Auf den ‘eigenständigen Männerstandpunkt’ ist kein Verlaß”, resümierte ein Aktivist der autonomen, pro-feministischen Männerbewegung 1995 seine sechsjährige Erfahrung in organisierten Versuchen von cis Männern, sich mit Feminismus in ein Verhältnis zu setzen und aktiv Patriarchatskritik zu betreiben. Trotz aller Widersprüche und Zweifel schließen seine Ausführungen mit der Abschlussthese: “Profeministisch orientierte Männerorganisierung von Gruppen und Einzelnen ist kein Patentrezept, bleibt aber eine unverzichtbare Etappe auf dem Weg zur herrschaftsfreien Gesellschaft!”Heute erinnert sich fast niemand mehr an diese Bewegung, ihre Auseinandersetzungen und ihr Scheitern. Über Männlichkeit und Feminismus wird trotzdem wieder verstärkt diskutiert: “Wie wird Mann Feminist?”Dieser Frage widmen sich in den letzten Jahren nicht nur einige Veröffentlichungen, sondern vermehrt auch wieder (cis) Männer selbst z.B. in Workshops zu “Kritischer Männlichkeit”. Doch ist diese Frage überhaupt richtig gestellt? Oder bedient sie nicht vielmehr ein Bedürfnis nach einer positiven, männlichen Identität, das der Entwicklung einer antipatriarchalen Solidarität und Praxis von (cis) Männern eher im Wege steht? Der Vortrag versucht diesen Fragen nachzugehen und in der (eigenen) Geschichte (pro-) feministischer Bewegung, aktuellen Diskussionen und feministischen Analysen Antworten zu finden.

Kim Posster, Leipzig, publiziert zu Feministischem Materialismus und Pro-feministischer Männerpolitik.

Wir planen die Veranstaltung vor Ort (Carl-Zeiss-Str.3, Hörsaal 2) durchzuführen. Da wir auf Grund des Hygieneplans der Universität nur begrenzt Plätze (~80) anbieten können, würden wir bitten verbindlich für die Veranstaltung zuzusagen. Dies könnt ihr hier bei der Facebook-Veranstaltung oder per Mail an info@falken-jena.de tun.

Die Veranstaltung wird vom Arbeitskreis “Prävention und Intervention Sexueller Gewalt” der Falken Jena und einigen Genossen aus der sich gerade gegründeten antipatriarchalen Männergruppe Jena organisiert. Sie bildet den Auftakt einer kleineren Veranstaltungsreihe zum Thema “Sexuelle Gewalt und Männlichkeit” zur der in Kürze weitere Informationen folgen.

Offener Brief an das Café Immergrün

Unsere Intervention gegen die derweil beendete Ausstellung “The Wall” im Café Immergrün hat es bis in die OTZ geschafft (Link s.u.). Gerne möchten wir die notwendige Debatte über das Problem des israelbezogenem Antisemitsmus vertiefen und wenden uns nochmal an das Café Immergrün:

“Liebes Team des Café Immergrün, sehr geehrter Herr Wagner,

als wir unsere Kritik an der Ausstellung „The Wall“ von Ursula Mindermann formulierten, hatten wir nicht damit gerechnet, welche Reaktionen das in der digitalen Welt auslösen würde und welch ein mediales Interesse daran erwächst.

Unsererseits erscheint es wichtig zu betonen, dass unsere Kritik nicht dem Café Immergrün bzw. seinem Team israelbezogenen Antisemitismus vorgeworfen hat, sondern sich klar auf die bei Ihnen gezeigte Ausstellung bezog. Darüber hinaus bedauern wir es inständig, wenn das Café bedroht wurde. Allerdings: Bisher wurde diese Behauptung nicht belegt und der Umstand, dass einzelne Menschen per Mail angekündigt haben, ihren Kaffee demnächst woanders trinken zu gehen, erscheint uns nicht als Drohung interpretierbar.

Wir haben den Eindruck, dass auf unsere Kritik vor allem mit Abwehrreflexen und Unterstellungen reagiert wurde: So hat uns Ursula Mindermann gleichzeitig Zensur vorgeworfen und eine Klage angedroht, was sie auch pressewirksam wiederholt hat. Darüber hinaus wurde uns beispielsweise in den sozialen Netzwerken von einem ihrer Sympathisanten unterstellt, wir würden die Verantwortung für den Holocaust den Palästinenser*innen anhängen wollen.

Uns geht es nicht um das Renommee einer Kleinunternehmerin aus Telgte mit grünem Parteibuch und Palästina-Faible, sondern um die Sache: Uns beschäftigt die Virulenz von offenem und verdecktem Antisemitismus, wie dieser sich transformiert und artikuliert. Dass es sich dabei nicht etwa um Gespenster der Vergangenheit handelt, haben unlängst die antisemitischen Ausfälle beispielsweise eines Attila Hildmanns bewiesen. Und wenn wir in Zeiten, in denen Antisemitismus wieder salonfähig wird, den Eindruck haben, dass mit diesem Problem unreflektiert umgegangen wird, sei es durch Auslassungen, Nicht-Kommentierung oder Bagatellisierung, dann möchten wir das Mindeste tun und unsere Stimme dagegen erheben.

Wir möchten diese Kontroverse gerne zum Anlass nehmen, die Debatte um das Thema »israelbezogener Antisemitismus« in Jena auszuweiten. Deshalb werden wir eine Vortragsveranstaltung mit einem*r Experten*in planen, die die Entstehung und Gegenwart von israelbezogenem Antisemitismus beleuchtet. Und an dieser Stelle wollen wir gerne den Gesprächsfaden aufnehmen und fragen, ob Sie und Ihr das gemeinsam mit uns angehen wollt und solch eine Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Café Immergrün stattfinden kann. So wird der Ort der Kontroverse zum Ort der kritischen Auseinandersetzung.

Eure Falken Jena”

Ein kleiner Nachtrag sei noch gestattet: Derweil hat sich auch die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V., deren Vizepräsidentin Ursula Mindermann ist, in ihrem Rundbrief zum Vorgang geäußert und unterstellt uns “Drohungen, Druck und Diffamierungen”. Uns stellt sich dabei die Frage, von wem Drohungen, Druck und Diffamierungen ausgehen, wenn auf Kritik mit Klagedrohungen reagiert wird.

https://www.otz.de/regionen/jena/antisemitismus-vorwurf-gegen-ausstellung-in-jenaer-cafe-id229435602.html