Nächste Woche Samstag, am 30.10. um 19 Uhr findet die nächste Veranstaltung der Falken Jena, der JG Stadtmitte und weiteren Antifaschist_innen statt.
Alexander Hoffmann, u.a. Nebenklage-Anwalt im NSU Prozess und weiteren Prozessen zu Rechtsterrorismus, wird zum „Umgang mit Übergriffen von Neonazis in Thüringen nach dem NSU“ referieren.
Es ist die letzte Veranstaltung im Rahmen der Ausstellung „nichts gehört. nichts gesehen. nichts gewusst“, die ihr euch bis dahin noch in der Stadtkirche anschauen könnt!
Im Rahmen der Ausstellung „Nichts gehört. Nichts gesehen. Nichts gewusst.“, die derzeit in der Stadtkirche zu sehen ist, haben wir am Donnerstag Caro Keller von NSU-Watch zu einer Lesung eingeladen. Diese beginnt um 19 Uhr und wird vor allem das Unterstützungsnetzwerk behandeln.
Im November 2011 kam eine rechtsterroristische Mord- und Anschlagsserie des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ans Licht, die in ihrer Dimension neu war. In den folgenden Untersuchungen formte sich ein erstes Bild des NSU-Komplexes. Dabei wurde deutlich, dass eine noch umfassendere juristische und gesellschaftliche Aufarbeitung anstand. So beschlossen antifaschistische Initiativen und Einzelpersonen, die Arbeit am NSU-Komplex zu verstetigen, und gründeten »NSU-Watch«.
Neun Jahre später ist die Aufarbeitung des NSU-Komplexes noch lange nicht abgeschlossen, die Gefahr des rechten Terrors bleibt schrecklich aktuell. NSU-Watch hat den NSU-Prozess beobachtet, jeden Tag protokolliert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Darüber hinaus haben sich Landesprojekte gegründet, die die parlamentarischen Aufklärungsbemühungen begleiten. Das zentrale Anliegen des Buches von NSU-Watch ist, die rassistischen Strukturen, die den NSU hervorbrachten, ihn wissentlich oder unwissentlich unterstützten und so zehn Morde, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle zwischen 1998 und 2011 möglich machten, entlang der Geschehnisse und Akteur*innen des NSU-Prozesses in München aufzuzeigen. Trotz der vielen offen gebliebenen Fragen soll das Buch eine Zwischenbilanz bieten, die antifaschistischer Demokratieförderung zugrunde gelegt werden kann.
Das Autor*innen-Kollektiv NSU-WATCH besteht aus Mitgliedern der unabhängigen Beobachtungsstelle NSU-Watch – Aufklären & Einmischen, die sich im Jahr 2012 gegründet hat, um die Aufklärungsbemühungen zum NSU-Komplex zu unterstützen und kritisch zu begleiten.
NSU-Watch wird von einem Bündnis aus rund einem Dutzend antifaschistischer und antirassistischer Gruppen und Einzelpersonen aus dem ganzen Bundesgebiet getragen, die teilweise seit Jahrzehnten zum Themenkomplex Rechter Terror arbeiten. Kern der Arbeit von NSU-Watch war bzw. ist die Beobachtung des NSU-Prozesses am Oberlandesgericht in München sowie der diversen parlamentarischen Untersuchungsausschüsse im Bundestag und in den Ländern.
Mit der Frage, ob man im Jena der 1990er Jahren wirklich nichts von rechten und extrem rechten Gefahren hatte hören, sehen oder wissen können zeigt eine Gruppe engagierter Antifaschist*innen ein Bild der damaligen Zeit. In vielfältigen Fotos, Gedächtnisprotokollen und erklärenden Texten leben die Jahre auf, in denen das NSU-Kerntrio in Jena und Thüringen aufwuchs und politisch sozialisiert wurde.
Dabei werden der tägliche physische und psychische Terror rechter Gewalttäter ebenso sichtbar, wie die Angst anderer Jugendlicher und junger Erwachsener vor rechten Übergriffen. Auch das häufige Wegsehen von Verantwortlichen in Polizei und Stadtpolitik sowie das Desinteresse vieler Jenaer Bürger und Bürgerinnen werden offensichtlich.
Gemeinsam laden die Falken Jena, die JG Stadtmitte und einige engagierte Antifaschist:innen zur Eröffnung der Ausstellung, u.a. mit Mitat Özdemir und Peter Bach (Initiative Keupstraße ist überall, Köln) am 06.10.2021, 18:00 Uhr in die Stadtkirche ein. In einer anschließenden Podiumsdiskussion sprechen Akteure und Akteurinnen der 90er Jahre über ihre Erlebnisse und versuchen die Verantwortung der Stadtgesellschaft herauszuarbeiten.
Die Ausstellung wird vom 06. Oktober bis zum 30. Oktober 2021 zu den Öffnungszeiten der Stadtkirche (Sonntag und Montag von 10-16 Uhr, Dienstag – Sonnabend 10 – 18 Uhr) zu sehen sein.
Rund um die Ausstellung wird es mehrere Veranstaltungen geben:
Donnerstag, 14. Oktober 2021, 19:00 Uhr: Lesung und Gespräch mit Caro Keller, NSU-Watch: „Aufklären und Einmischen. Der NSU-Komplex und der Münchener Prozess“
Freitag, 30.Oktober, 19:00 Uhr: Vortrag und Diskussion mit Alexander Hoffmann, u.a. Nebenklageanwalt im NSU-Prozess: „Umgang mit Übergriffen von Neonazis in Thüringen nach dem NSU“
Die Veranstaltung muss kurzfristig vom 07.09. auf den 14.09.21 verschoben werden! Wir gehen momentan davon aus, dass sie im selben Raum stattfindet.
Seit der Selbstenttarnung des NSU-Komplexes vor zehn Jahren wurden zahlreiche Bemühungen um eine Aufklärung und Aufarbeitung vorangetrieben, die sich mit der Entstehung des NSU und seinen Taten beschäftigen. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex hat bis heute jedoch eher marginal stattgefunden. Dies betrifft insbesondere auch die Soziale Arbeit, deren eigene Beschäftigung mit dem NSU-Komplex bis dato ausgeblieben ist.
Der Vortrag knüpft an dieser Leerstelle an und beschäftigt sich mit der Rolle der akzeptierenden Jugendarbeit bei der Entstehung des NSU-Komplexes in den 1990er Jahren. Anhand von rassismuskritischen und geschlechterreflektierenden Perspektiven wird der damalige sozialpädagogische Umgang mit rechten Jugendlichen betrachtet und die Frage gestellt, welche Schlussfolgerungen dabei für die Soziale Arbeit in der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus entstehen.
Lucia Bruns arbeitet als wissenschaftlichen Mitarbeiterin an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin im Forschungsprojekt „Jugendarbeit, Polizei und rechte Jugendliche in den 1990er Jahren“ und beschäftigt sich in ihrer Promotion mit dem NSU-Komplex aus der Perspektive der Sozialen Arbeit.
Rechter Terror und der Umgang damit wurde in den vergangenen Monaten in verschiedenen Kontexten thematisiert, mit denen wir in Berührung gekommen sind. Sei es die Arbeit der Falken zum Gedenken an Utoya (Reader 1 / Reader 2), der Auseinandersetzung von Genoss*innen in Halle oder die gegenwärtig in Jena stattfindende Beschäftigung zur Selbstenttarnung des NSU. So haben auch wir uns in letzter Zeit vertieft mit dem Thema auseinandergesetzt. Als Teil dessen organisieren wir die Veranstaltungsreihe „Kein Schlussstrich in Jena?“ um mit verschiedenen Referent*innen die Themen zu beleuchten und zu diskutieren, die wir in der Auseinandersetzung mit dem NSU besonders interessant und wichtig finden.
In den kommenden Veranstaltungen möchten wir auf den NSU-Komplex unter anderem im Rahmen der Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ eingehen, sowie uns unter anderem dezidiert mit einer möglichen Erinnerungskultur, der Rolle von akzeptierender Jugendarbeit sowie der Aufarbeitung und der Rolle der Justiz in Bezug auf den NSU und rechten Terror allgemein befassen.
Dabei sind diese Veranstaltungen nicht Teil des Jenaer Stadtprogramms „Kein Schlussstrich“, sondern stehen unabhängig davon. Wir wollen mit diesen und zukünftigen Veranstaltungen Schwerpunkte setzen, die unseres Erachtens nach darin zu kurz gekommen oder uns besonders wichtig sind. Dafür haben wir uns mit anderen lokalen Akteur*innen und Gruppen vernetzt und werden im Laufe des nächsten Jahres weitere Formate umsetzen. Es ist uns wichtig aufzuzeigen, dass man der Forderung Kein Schlussstrich mit einer bloß temporären Auseinandersetzung mit dem NSU nicht gerecht werden kann. Denn ohne die lückenlose Aufklärung der Taten, des Netzwerkes des NSU und der gesellschaftlichen Umstände, die diese begleiten, kann kein Schlussstrich unter den NSU-Komplex gezogen werden. Wir bleiben daher gespannt, ob die gegenwärtige stadtweite Thematisierung des NSU auch über den Projektzeitraum 2021 hinaus bestehen bleibt.
Details zu den weiteren Veranstaltungen werden in Kürze folgen und hier weiterhin aufgeführt.
Birgit Mair wird die Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ begleitend vorstellen und über ihre Erfahrungen mit dieser berichten. Die Ausstellung, die sie im Auftrag des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. erstellt hat, zeigt die Verbrechen des NSU, die Biografien der vom NSU Ermordeten und weitere Anschläge des NSU. Zudem werden das Netzwerk des NSU, die Rolle der Verfassungsschutzbehören und der gesellschaftspolitische Umgang mit dem Komplex thematisiert. Angehörige der Ermorderten kommen zu Wort und teilen ihre kritische Beurteilung der bisherigen Aufklärung. Neu in der Ausstellung ist auch die Beschäftigung mit rechtem Terror nach der Selbstenttarnung des NSU.
Im Anschluss an die Vorstellung der Ausstellung, möchten wir gern mit Birgit Mair darüber ins Gespräch kommen, wie eine Erinnerungsarbeit zu den Opfern des NSU aussehen kann und was für Erfahrungen sie im Rahmen der Ausstellung gemacht hat.
Die Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ wurde in den Jahren 2012 und 2013 von Birgit Mair im Auftrag des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) e.V. erstellt und seitdem mehr als 220 Mal bundesweit gezeigt. Im Februar 2021 wurden sowohl die Ausstellung als auch der dazugehörige Begleitband aktualisiert und erweitert. Die bilderreiche Ausstellung setzt sich auf 27 Tafeln mit den Verbrechen des NSU in den Jahren 1999 bis 2011 und deren gesellschaftlicher Aufarbeitung auseinander.
Im ersten Teil der Ausstellung werden die Biografien von Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Mehmet Turgut, Habil Kılıç, İsmail Yaşar, Mehmet Kubaşık, Theodoros Boulgarides, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter dargestellt. Weitere Tafeln beschäftigen sich mit den Bombenanschlägen in Nürnberg und Köln sowie den Banküberfällen, bei denen unschuldige Menschen teilweise lebensbedrohlich verletzt wurden. Der zweite Teil beleuchtet das Netzwerk des NSU. Verbindungen neonazistischer V-Leute verschiedener Verfassungsschutzbehörden mit den bisher Verurteilten werden skizziert. Analysiert werden auch die Gründe, warum die Mordserie lange nicht aufgedeckt wurde sowie der gesellschaftspolitische Umgang mit dem Themenkomplex. Auch Angehörige der Ermordeten kommen zu Wort: Eltern, Kinder und Witwen berichten von der Zeit vor und nach dem Auffliegen des NSU, kommentieren den Münchner NSU-Prozess und unterziehen die bisherige Aufklärung einer kritischen Beurteilung. Der dritte und neue Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit weiteren rechten Gewalttaten, insbesondere mit dem rechten Terror nach der Selbstenttarnung des NSU und beleuchtet die Perspektive von Angehörigen der NSU-Mordopfer auf die erneuten rassistischen Morde in München, Wolfhagen-Istha, Halle und Hanau.
Die Vertreter*innen der Kritischen Theorie waren die ersten, die sich der Konsequenz der Shoa, für die Kritik der kapitalistischen Vergesellschaftung bewusst wurden: dass – vor aller Emanzipation – zunächst die regressive Reaktion auf eine ohnmachtsproduzierende Gesellschaft zurückzuschlagen ist: der mannigfaltige Vernichtungswahn der Antisemit*innen. Eine Linke, die eine befreite Gesellschaft zum Ziel hat, kommt nicht umhin, den Antisemitismus, in all seinen Formen, zu bekämpfen – nicht zuletzt auch in den eigenen Reihen.
Eine Einsicht, die der Linken in Deutschland seit dem unrühmlichen Niedergang der Antideutschen größtenteils abhanden gekommen ist. Stattdessen werden in Bezug zum Antisemitismus Abwehrmechanismen hofiert: Das Thema sei zu komplex oder irrelevant, man könne den „Nah-Ost-Konflikt“ sowieso nicht in Deutschland lösen, man wird Israel wohl noch kritisieren dürfen, die Antisemitismusdebatte würde die Linke spalten.
Während sich (fast) alle darauf einigen können, gegen den historischen Nationalsozialismus und dessen Antisemitismus einzutreten, wird die aktuelle antisemitische Gefahr für Jüdinnen_Juden durch die konsequente Nicht-Auseinandersetzung mit den modernen Formen des Antisemitismus bagatellisiert. Die Veranstaltungsreihe macht sich zum Ziel, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Sie soll über moderne Formen des Antisemitismus aufklären, Ursachen der Abwehrmechanismen entlarven und nicht zuletzt Handlungsansätze zum Umgang mit Antisemitismus aufzeigen.
Zusätzlich zu den angekündigten Vorträgen sind zwei weitere Veranstaltungen geplant. Eine zu „israelbezogenem Antisemitismus“ und eine weitere zum „pädagogischen Umgang mit Antisemitismus“. Details dazu werden in Kürze hier und auf Facebook bekannt gegeben.
In diesem Vortrag/Workshop geht es zunächst um Erscheinungsformen von Antisemitismus im Bildungsbereich. Hierfür werden konkrete Fallbeispiele angeführt, anhand dessen im Folgenden pädagogische Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, um die eigene Handlungskompetenz im Umgang mit Antisemitismus zu stärken.
Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe “Feindaufklärung. Moderne Formen des Antisemitismus”, die von den Falken Jena und dem Jungen Forum DIG Jena organisiert wird. Den Zugang zur Veranstaltung teilen wir am Nachmittag davor in der Facebook Veranstaltung.
Israelbezogener Antisemitismus zählt gerade in Deutschland zu den aktuellsten Formen des Antisemitismus. Ob im Schulterschluss zwischen den Jusos und der Fatah Jugend, Kulturinitiativen zur Freiheit des Boykotts an Juden und Jüd:innen oder den Aussagen deutscher Minister zur Impfkampagne in Israel, er findet sich in allen Bereichen der deutschen Gesellschaft wieder.In diesem Vortrag soll sich mit den Ursprüngen, Funktionsweisen und Auswüchsen des Israelbezogenen Antisemitismus beschäftigt werden und wieso er auch in der Linken an Beliebtheit dazugewinnt.
Der Vortrag findet statt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Feindaufklärung. Moderne Formen des Antisemitismus“. Organisiert vom Jungen Forum der DiG Jena in Kooperation mit den Falken Jena.Der Link zur Veranstaltung wird am 25.2. im Laufe des Tages in die Veranstaltungsbeschreibung geposted.
Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe “Feindaufklärung. Moderne Formen des Antisemitismus”, die von den Falken Jena und dem Jungen Forum DIG Jena organisiert wird. Den Zugang zur Veranstaltung teilen wir am Nachmittag davor in der Facebook Veranstaltung.
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