Wo? Campus FSU Jena, Hörsaal 5
Wann? 07.03.2023,
Einlass: 18:30 Uhr,
Beginn: 19:00 Uhr
Was ist Geschlecht? Die Frage klingt ebenso banal wie sie schwierig zu beantworten ist. So stellte Freud nicht nur fest, dass es letztlich kein Kriterium für Männlichkeit und Weiblichkeit gebe, sondern er formulierte kühn, dass es überhaupt merkwürdig sei, dass sich Menschen zu Frauen und Männer entwickeln. Diese Linie nimmt der Französische Psychoanalytiker Jacques Lacan auf, indem er, rund ein halbes Jahrhundert nach Freud, Geschlechtlichkeit ganz von Eigenschaften löst und die beiden geschlechtlichen Positionen rein formal zu beschreiben sucht. Dass er sich dabei der modernen Logik bedient, ist nicht nur kurios, sondern bietet auch eine ganz andere Möglichkeit, über Geschlecht nachzudenken – und damit über die Frage, warum geschlechtliche Hierarchisierungen sich offenbar auch dann weiterhin halten, wenn Gesellschaften wie die Westlichen versuchen, die sogenannten gender roles weitegehen aufzuheben. Sind Geschlechter Rollen und damit als Verhalten zu verstehen, oder sind sie vielmehr dem geschuldet, was Lacan etwas geheimnisvoll „phallische Funktion“ nennt? Aber worin bestünde deren Geheimnis und was kann eine Feministin damit anfangen?
Biographisches:
Tove Soiland, studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik in Zürich. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Innsbruck und hat an zahlreichen Universitäten Lehraufträge inne. In Zürich bietet sie seit Jahren Seminare für Frauen zu feministischer Theorie an. Ihre heutigen Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Feministische Theorie, französische Psychoanalyse und Marxismus.
2008 promovierte sie an der Universität Zürich zu Luce Irigarays Denken der sexuellen Differenz. 2009 schrieb sie für das Stadttheater Bern die szenische Lesung »Nehmen Sie Ihr Gender selbst in die Hand, Madam!«. 2003 initiierte sie den »Gender-Streit«, eine Kontroverse um die theoretischen Grundlagen des Gender-Begriffs. Im WS 2016/17 hatte sie die Klara-Marie-Faßbinder Gastprofessur an der Hochschule Ludwigshafen inne. 2016 erhielt sie für ihr feministisches Engagement den Ida Somazzi-Preis.