Unsere Intervention gegen die derweil beendete Ausstellung „The Wall“ im Café Immergrün hat es bis in die OTZ geschafft (Link s.u.). Gerne möchten wir die notwendige Debatte über das Problem des israelbezogenem Antisemitsmus vertiefen und wenden uns nochmal an das Café Immergrün:
„Liebes Team des Café Immergrün, sehr geehrter Herr Wagner,
als wir unsere Kritik an der Ausstellung „The Wall“ von Ursula Mindermann formulierten, hatten wir nicht damit gerechnet, welche Reaktionen das in der digitalen Welt auslösen würde und welch ein mediales Interesse daran erwächst.
Unsererseits erscheint es wichtig zu betonen, dass unsere Kritik nicht dem Café Immergrün bzw. seinem Team israelbezogenen Antisemitismus vorgeworfen hat, sondern sich klar auf die bei Ihnen gezeigte Ausstellung bezog. Darüber hinaus bedauern wir es inständig, wenn das Café bedroht wurde. Allerdings: Bisher wurde diese Behauptung nicht belegt und der Umstand, dass einzelne Menschen per Mail angekündigt haben, ihren Kaffee demnächst woanders trinken zu gehen, erscheint uns nicht als Drohung interpretierbar.
Wir haben den Eindruck, dass auf unsere Kritik vor allem mit Abwehrreflexen und Unterstellungen reagiert wurde: So hat uns Ursula Mindermann gleichzeitig Zensur vorgeworfen und eine Klage angedroht, was sie auch pressewirksam wiederholt hat. Darüber hinaus wurde uns beispielsweise in den sozialen Netzwerken von einem ihrer Sympathisanten unterstellt, wir würden die Verantwortung für den Holocaust den Palästinenser*innen anhängen wollen.
Uns geht es nicht um das Renommee einer Kleinunternehmerin aus Telgte mit grünem Parteibuch und Palästina-Faible, sondern um die Sache: Uns beschäftigt die Virulenz von offenem und verdecktem Antisemitismus, wie dieser sich transformiert und artikuliert. Dass es sich dabei nicht etwa um Gespenster der Vergangenheit handelt, haben unlängst die antisemitischen Ausfälle beispielsweise eines Attila Hildmanns bewiesen. Und wenn wir in Zeiten, in denen Antisemitismus wieder salonfähig wird, den Eindruck haben, dass mit diesem Problem unreflektiert umgegangen wird, sei es durch Auslassungen, Nicht-Kommentierung oder Bagatellisierung, dann möchten wir das Mindeste tun und unsere Stimme dagegen erheben.
Wir möchten diese Kontroverse gerne zum Anlass nehmen, die Debatte um das Thema »israelbezogener Antisemitismus« in Jena auszuweiten. Deshalb werden wir eine Vortragsveranstaltung mit einem*r Experten*in planen, die die Entstehung und Gegenwart von israelbezogenem Antisemitismus beleuchtet. Und an dieser Stelle wollen wir gerne den Gesprächsfaden aufnehmen und fragen, ob Sie und Ihr das gemeinsam mit uns angehen wollt und solch eine Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Café Immergrün stattfinden kann. So wird der Ort der Kontroverse zum Ort der kritischen Auseinandersetzung.
Eure Falken Jena“
Ein kleiner Nachtrag sei noch gestattet: Derweil hat sich auch die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft e.V., deren Vizepräsidentin Ursula Mindermann ist, in ihrem Rundbrief zum Vorgang geäußert und unterstellt uns „Drohungen, Druck und Diffamierungen“. Uns stellt sich dabei die Frage, von wem Drohungen, Druck und Diffamierungen ausgehen, wenn auf Kritik mit Klagedrohungen reagiert wird.